Kleine Bürgerwache

Kleine Bürgerwache

Die Kleine Bürgerwache gibt es seit 1952. Sie entstand in Verbindung mit dem Mengener Kinderfest. Der erste kleine Bürgerwachsoldat, Claus R. Müller, erzählt uns die Entstehungsgeschichte:

Man schrieb das Jahr 1952, und das über die Grenzen Mengens bekannte Kinderfest stand vor der Tür. Jede Schule und Schulklasse beteiligte sich mit einer eigenen Gruppe. Es stellte sich in meiner Klasse 1 des Progymnasiums die Frage: „Wie treten wir auf“? Dr. Zirn, unser Klassenlehrer erschien morgens strahlend zum Unterricht und brachte seine Idee vor, eine kleine Bürgerwache auf die Beine zu stellen. Wie sollte nun die Uniform entstehen? Die Bärenfellmütze wurde aus Pappendeckel gefertigt und mit in Kaffee getauchter Watte überzogen. Ein ausgedienter Frack vom Großvater sollte kunstvoll mit Goldlitzen und roten Stoffstreifen verschönt werden. Als weiße Hosen dachte der Lehrer an eine lange Unterhose vom Vater.

„So, wie sich dein Lehrer das vorstellt, kommst du mir nicht aus dem Haus“, war die Reaktion meiner Mutter und wir machten uns auf die Suche nach einem Uniformrock des II. Zugs. Mutter war eine begnadete Schneiderin und sie benötigte nur zwei Tage, eine perfekte Uniform mit allem Drum und Dran anzufertigen. Mein Vater, von Beruf Schuhmacher, lieferte das Lederzeug, also Riemen, Patronentasche, Säbelhalterung und das „echte“ Fell für die Mütze. In der Schule musste ich die Sachen sofort anziehen. Dem Lehrer blieb buchstäblich die Spucke weg, und er nahm mich schnurstracks in die Gewerbeschule zum Lehrer Karl Mutscheller, einem Bürgerwachsoldaten, mit. Dieser war völlig begeistert, und meine Uniform wanderte als Muster nun von Haus zu Haus. Die Arbeiten an den Uniformen standen nunmehr an erster Stelle des Stundenplans.

Zwei unserer Mitschüler hatten wir bereits als Hauptmann und Leutnant  „erwählt“, und beide schliffen uns am Abend jeweils zwei Stunden mit Marschieren und Exerzieren. Nach dieser anstrengenden Tortur mussten wir mit dem Fahrrad noch nach Hause fahren. Manche kamen aus Gemeinden des Umlands und hatten teilweise einen weiten Heimweg.

Unser Auftritt beim Kinderfest, also die Teilnahme am Umzug, war dann ein Riesenerfolg. Stolz marschierten wir durch die von Menschenmengen gesäumten Straßen der Stadt. Die „Kleine Bürgerwache“ war geboren.