2020

Abschied von Ehrenmitglied Karl Kramer

Er war das einzig noch lebende Gründungsmitglied des Historischen Zugs.

Als im Jahr 1951 der Zweite Zug mit Schwalbenschwanzrock und Pelzmütze gegründet wurde, war Karl Kramer einer von 22 Kameraden, die von Anfang an dieser Truppe angehörten. Mehr als 55 Jahre blieb er der Bürgerwache treu, zuletzt als Fahnenbegleiter, bis er 2006 als dienstältester Soldat aus dem aktiven Dienst verabschiedet und zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Unter insgesamt sechs Kommandanten hat Karl Kramer gedient. Dies waren die Hauptleute Karl Bosch, August Mannhart, Erwin Kessler, Willy Schröter, Josef Kieferle und Georg Bacher.

In seiner Trauerrede wies Major und Kommandant Georg Bacher auf die zahlreichen Verdienste hin, die sich Karl Kramer in all den Jahren als Bürger im Bunten Rock, aber auch als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr erworben hat. Als Zimmermann und Bauleiter war er neben dem Kommandanten wichtigster Ansprechpartner 1979 beim großen Umbau des Bürgerwachheims. Allein mehr als 600 Arbeitsstunden brachte er durch seine langjährige Berufserfahrung ein.

Der Name Karl Kramer wird in unseren Gedanken weiterleben, vor allem, wenn wir Geschichten erzählen aus der Zeit, als er noch unter uns weilte. Es bleiben die Erinnerung an viele schöne Stunden in echter Kameradschaft.




Volkstrauertag in einfacher Form

In einer schlichten Zeremonie am Kriegerdenkmal haben Bürgermeister Stefan Bubeck, das Kommando der Bürgerwache, Mitglieder der Reservistenkameradschaft Hohentengen-Mengen und der Feuerwehr Mengen am vergangenen Samstag der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Zu Beginn erinnerte der Feldkurat und Ehrenoffizier der Bürgerwache, Pfarrer i. R. und Dekan a. D. Heinz Leuze an die Toten der Weltkriege aus der Stadt Mengen, aus dem deutschen Volk und vielen Völkern. Durch brutale Gewalt, durch Kriege und deren Folgen, Willkür und Wahnsinn von Politikern, aber auch durch Schweigen und Versagen von Menschen und Christen mussten sie ihr oft noch junges Leben lassen, betonte der Geistliche. Zur Erinnerung nahm der Geistliche auch die Opfer von Terror und die der seit Monaten weltweit grassierenden Pandemie auf.

Im nachfolgenden Gebet für die Gefallenen und Vermissten aus der Stadt, deren Namen in den Stelen eingemeißelt sind, bat Pfarrer Leuze auch für die durch Bomben Getöteten, für die in den Vernichtungslagern als lebensunwert Ausgelöschten, die hingerichteten Widerstandskämpfer, die Märtyrer der Kirchen und des Gewissens, für alle unschuldig Eingekerkerten sowie für die Verschleppten und Heimatvertriebenen.

Zum Lied vom Guten Kameraden, dessen Melodie der Solotrompeter Volker Lutz vom Musikzug der Bürgerwache blies, salutierten die Offiziere und die Artilleristen schossen aus der Kanone den Ehrensalut.


Nachträgliche Abschiedsfeier von Oberfeldwebel Siegfried Gruber

Bedingt durch die von Covid-19 verursachte Situation der öffentlichen Gesundheit war die Teilnahme an der Beisetzung unseres Kameraden Siegfried Gruber im Frühjahr nicht möglich. Zusammen mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten haben wir am 17. Oktober an seiner letzten Ruhestätte auf dem Friedhof in Blochingen von ihm Abschied genommen. Kommando, Fahnenrotten beider Züge, Spielmannszug und Musikzug sind im Anschluss an die Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Pelagius zum Friedhof gezogen. Major und Kommandant Georg Bacher dankte Siegfried Gruber für seine mehr als ein halbes Jahrhundert dauernde Treue als Bürger im Bunten Rock und Spielmann und für seine Kameradschaft.

„Es ist eine schwere Stunde, die uns hier vereint“, begann Bacher seine Ansprache, die er sowohl dem Verstorbenen, als auch der Trauergemeinde widmete. Als Sohn des legendären Tambourmajors Ventur Gruber trat Siegfried 1965 in die Bürgerwache ein. Schnell stellte sich heraus, dass er die Musik im Blut hat, der Rhythmus begleitete ihn durchs Leben. Trommeln war für ihn niemals eine Qual. Im Gegenteil, er fand in dieser Berufung Freude und Ausgleich. Schnell habe sich sein musikalisches Talent herumgesprochen, und er wurde von anderen Musikgruppen umworben. Durch Heirat wurde Blochingen seine zweite Heimat und engagierte sich zusätzlich im dortigen Musikverein. Auch dort war es eine Freude, ihm zuzusehen, wie er die Trommelstöcke schmeißt, wie Körper und Geist im Rhythmus eins sind. Diese Begabung besaßen und besitzen nur wenige, betonte Bacher.

Dem Spielmannszug und der Bürgerwache blieb Siegfried nach wie vor treu und eng verbunden. Seine umgängliche und stets fröhliche Art wussten die Kameraden zu schätzen. „Lieber Siegfried, seit 47 Jahren kenne ich Dich“, fuhr Georg Bacher fort. „Du hast mich seinerzeit an der Trommel ausgebildet und auch im sozialen Umfeld geformt. Für mich warst du wie ein großer Bruder und hast mich in jungen Jahren nachhaltig geprägt. Deine Ratschläge und deine Unterstützung in manchen Dingen waren mir stets hilfreich und wertvoll“.

Einen guten Freund und liebgewonnenen Kameraden zu verlieren bedeutet für uns alle eine schmerzliche und bittere Erfahrung. Alle, die ihn kannten, wussten seine kameradschaftliche und freundliche Art zu schätzen. Für mich und für uns alle war Siegfried ein Vorbild mit großen Talenten. Wir vermissen ihn sehr. Doch das Bewusstsein an ein erfülltes Leben mit einer guten Familie und die Erinnerung an viele schöne Stunden bleiben, schloss Bacher.

Zum Lied vom Guten Kameraden, gespielt vom Musikzug, senkten sich beide Fahnen und die Artillerie der Wehr schoss drei Salven als letzten Gruß an einen sehr beliebten Kameraden.


Würdiger Abschied von Ehrenoberleutnant Otto Bacher

Im Alter von 85 Jahren ist Ehrenoberleutnant Otto Bacher am 8. Juli 2020 verstorben. Zur Beerdigung haben sich Kameraden von befreundeten Garden und Wehren aus Bad Saulgau, Sigmaringen, Munderkingen, Neuhausen a.d.F., Crailsheim sowie aus Göflan und Schlanders (Südtirol) eingefunden, um dem Verstorbenen mit unserer Wehr das Geleit zu geben. Im Anschluss an das Requiem auf dem Platz vor der Liebfrauenkirche. wurde der Sarg auf der bespannten Lafette und im Zug der Uniformierten zum Friedhof gefahren. Nach der kirchlichen Zeremonie würdigten Bürgermeister Stefan Bubeck, Landrätin Stefanie Bürkle, Sparkassenpräsident Peter Schneider, Landtagsabgeordneter Klaus Burger (CDU) und Oberstleutnant a. D. Klaus-Dieter Treude die Verdienste Otto Bachers. Oberleutnant Joachim Krezdorn dankte dem Verstorbenen im Namen der Bürgerwache für viele Jahre Treue im Bunten Rock und alles, was er in dieser Zeit der Bürgerwache Gutes getan hat. Als letzter militärischer Gruß schossen beide Züge Salut, der Musikzug spielte das Lied vom Guten Kameraden, und auf der Beizkofer Straße grüßte die Freiwillige Feuerwehr ihr Ehrenmitglied Otto Bacher mit dem Klang der Martinshörner aller Einsatzfahrzeuge.

Otto Bacher trat 1972 der Bürgerwache bei, und diente als Schütze im I. Zug. Bereits acht Jahre später wählten ihn die Kameraden zum Zugführer und er erhielt den Dienstgrad eines Leutnants. 1990 erhielt er die Ernennung zum Oberleutnant und avancierte damit zum Stellvertreter des Kommandanten. Bis 1999 trug Otto Bacher den bunten Rock der Bürgerwache. Beim Ausscheiden verlieh ihm die Wehr in Würdigung seiner zahlreichen Verdienste um die Bürgerwache den Titel eines Ehrenoffiziers.

Die zahlreichen Kranz- und Blumengebinde an seinem Grab sind äußeres Zeichen der Wertschätzung für Otto Bacher.

Das nachstehende Gedicht, das Fähnrich Eugen König vom II. Zug anlässlich seines Abschieds von der Bürgerwache seinerzeit verfasste, passt auch auf Otto Bacher.

Gerne denken wir zurück, 
jahrelang im gleichen Schritt.   
Freude, Spaß und manches Leid, 
gab es auch zu dieser Zeit.  
Doch mischen wir nun all die Jahre, 
die von der Wiege bis zur Bahre,  
im bunten Rock wir dienten stolz,  
als Männer noch aus gutem Holz,  
dem Herrgott und der Stadt zu Ehr,  
marschierten wir in dieser Wehr.  
Wie eh dem unsre Väter schon,  
und hielten hoch die Tradition.  
Bestand hat nichts auf dieser Welt,  
weder Ansehn, Macht noch Geld.  
Die guten Taten zählen nur,  
wenn abgelaufen ist die Uhr.  
Am Ende bleibt Erinnerung  
der Wehr Glück auf zu neuem Schwung.
Für Otto Bacher ein einmaliges Erlebnis, als er seine letzte große Ausfahrt mit der Bürgerwache im Jahr 2013 nach Rom machte: Die Begegnung mit Walter Kardinal Kasper im Anschluss an die Eucharistiefeier in der Kirche Santa Maria dell‘ Anima.

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Jahrtag mit mehreren Abordnungen benachbarter Garden und Wehren

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Wenn alljährlich am dritten Samstag im Januar frühmorgens von den Höhen des Missionsbergs Kanonendonner erschallt, dann ist Bürgerwachjahrtag angesagt. Zeitgleich bewegt sich der Spielmannszug durch die Straßen der Stadt, um mit Trommeln und Flöten die Bürgerschaft zu wecken. Mit dieser Tradition beginnt für Mengens Stadtsoldaten an diesem Tag, an dem sie erstmals im neuen Kalenderjahr die schmucken Uniformen aus dem Schrank holen, die Saison des Ausrückens zu besonderen Anlässen.

Auf dem Platz vor dem Bürgerwachheim trafen nach und nach auch Abordnungen der befreundeten Bürgerwehren und Stadtgarden aus Bad Saulgau, Sigmaringen,  Altshausen, Munderkingen, Weingarten und Friedrichshafen ein. So darf der Bürgerwachjahrtag in Mengen getrost als Stelldichein von Garden und Wehren in Oberschwaben benannt werden. Eine kleine Delegation der mit den Mengenern seit mehreren Jahrzehnten kameradschaftlich verbundenen Schützenkompanien aus Schlanders im südtiroler Vinschgau gesellte sich ebenfalls dazu.

Auf der Empore der Liebfrauenkirche hatte bereits der Musikzug Platz genommen. Die Stadtkapelle gestaltete im Wechsel mit dem Bürgerwachchor und der Gemeinde musikalisch den Festgottesdienst, in dem auch der Verstorbenen gedacht wurde.

Mehr als 60 Jahre dient Anton Boos bereits im Spielmannszug. Das gab Anlass, ihn mit einem Apell zu ehren. Zusammen mit Major und Kommandant Georg Bacher schritt Boos die angetretene Front der Uniformierten ab. 

Beim anschließenden Festakt im Bürgerhaus Ennetach, an dem auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Mengen und Umgebung teilnahmen, entbot Kommandant Bacher einen umfangreichen Willkommensgruß. Breiten Raum nahm sein Rückblick auf die Veranstaltungen der Bürgerwache im vergangenen Jahr ein. Besonders die Reise im Spätsommer nach Dresden mit ihren spektakulären Auftritten in der sächsischen Landeshauptstadt gab Bacher Anlass, hohes Lob und Dank an alle Teilnehmer auszusprechen. „Ich bin stolz auf Euch und stolz, Kommandant dieses Vereins zu sein“, rief er in den Saal.

Den Dank der Stadt an die Bürgerwache überbrachte Bürgermeister Stefan Bubeck. Heute  in Uniform eines Ehrenleutnants bestätigte er den Bürgern im bunten Rock den Ausdruck echter Liebe zur Heimat. Es freue ihn, sagte Bubeck, die Entwicklung und die Kameradschaftspflege selbst miterleben zu dürfen. Gesonderten Beifall erhielt der Schultes für seinen Ausspruch, die Bürgerwache sei der schönste Verein in Mengen.

Glückwünsche für so eine tolle Wehr gab es an Major Bacher von Landeskommandant Jürgen Rosenäcker, der ihm auch für seine Arbeit als Stellvertreter dankte. „Der Tag ist gesichert“, verkündete Georg Bacher, nachdem ihm Martin Wielander aus Göflan/Schlanders das aus Selbstgebranntem bestehende Gastgeschenk überreicht hatte. Als Chef der Patenwehr aus Bad Saulgau beschloss deren Kommandant Hauptmann Dirk Riegger den Reigen der Grußadressen.  Riegger erinnerte an die gemeinsamen Auftritte der  Wehren beider Städte beim Kreismusikfest in der Göge und beim Stadtjubiläum in Bad Saulgau.

Bei den nachfolgenden Ehrungen für mehrjährige Dienstzeit erhielten die Kameradinnen und Kameraden die Ehrenzeichen und Urkunden überreicht.  Zur Würdigung von Anton Boos erhoben sich alle im Saal und spendenten ihm kräftigen Applaus.

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Als Erster der Bürgerwache wird Oberfeldwebel Anton Boos für 60 Jahre Treue ausgezeichnet.

Die für viele Jahre Treue Geehrten mit den Offizieren: Leutnant Stefan Bubeck, Major Georg Bacher, Anton Boos, Bernhard Bolter, Stefan König, Simon Allmaier, Jonas Welte, Lorenz Jaksche, Ellen Müller, Katrin Graus, Susanne Blechner, Leutnant Manfred H. Müller, Oberleutnant Joachim Krezdorn (von links). Es fehlt Vanessa Schuhmacher.