2021 Freundeskreis

Freundeskreis feiert 30 Jahre Bestehen in Mengen

General a.D. Wolfgang Schneiderhan mit der Herzog-Carl-Medaille ausgezeichnet

Bei einer kleinen Feierstunde zum 30-jährigen Bestehen des Freundeskreises der Bürgerwehren in Baden-Württemberg ist dem General der Bundeswehr a. D. Wolfgang Schneiderhan am Samstag in Mengen die höchste Auszeichnung der Bürgerwehren verliehen worden: die Herzog-Carl-Medaille. Wie Urban Bacher, der Vorsitzende des Freundeskreises, in seiner Laudatio erklärte, bilde Schneiderhan ein „wichtiges Bindeglied zwischen der Heimat der Wehren und ihren Werten zu Militär, Politik und in die weite Welt“.

Gern hätte man das Jubiläum des Freundeskreises mit öffentlichen Aufmärschen, einem richtigen Festakt und einer Abendserenade mit Großem Zapfenstreich gefeiert. „Der aktuellen Corona-Verordnung zufolge hätten wir aber für eine solche Veranstaltung einen ,kontrollierten Zugang’ garantieren müssen, was im Stadtgebiet schlicht nicht möglich ist“, sagte Bürgermeister Stefan Bubeck mit Bedauern. Stattdessen traf sich nun nur ein kleiner Kreis an Mitgliedern und Freunden der Bürgerwehren, darunter Stephan Neher, Oberbürgermeister aus Rottenburg, die Bürgermeisterin von Lauchheim Andrea Schnele sowie Joachim Butz, der persönliche Referent von Carl Herzog von Württemberg, der den Freundeskreis seinerzeit ins Leben gerufen hatte und selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Mengen kommen konnte.

Bewahrung der Heimat und des Glaubens sowie der Schutz der Stadt und ihrer Gemeinschaft – dies sind laut Urban Bacher die Wurzeln der Bürgerwehren. „In der Uniform sind alle Menschen gleich, das ist sympathisch und modern“, sagte er und stellte seine Aussage in Bezug zum ersten Artikel des Grundgesetzes, der von der Menschenwürde handelt. Wolfgang Schneiderhan sei in seinen Augen ein Mensch, der sich dieser Wurzeln auch in seiner militärischen Laufbahn stets bewusst gewesen sei und dem es immer um Werte gegangen sei. „Werte brauchen Wurzeln, eine Verankerung in der Heimat und der Familie. Viel Liebe zu sich selbst und zu den Menschen ist notwendig, ein feines Gespür für Demut und für das Machbare auch“, sagte Bacher. So sei Schneiderhan zum Generalinspekteur geworden, zum höchsten General der Bundeswehr. Im Ruhestand sei er Vorsitzender der Stauffenberg-Gesellschaft und Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge geworden. Gleichzeitig setze er sich mit Herz und Überzeugung für die Bürgerwehren ein und sei schon oft als Ehrenoffizier ohne Uniform mit der Bürgerwache Mengen marschiert.

Schneiderhan zeigte sich in seiner Replik gerührt und bedankte sich für die schönen Erlebnisse mit der Bürgerwache beispielsweise in Rom oder Dresden. „In meiner beruflichen Karriere habe ich nicht oft so eine Kameradschaft genossen“, gab er zu. Deshalb sei er nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr auch nicht – wie vielleicht von einigen befürchtet – in ein tiefes Loch gefallen. Seiner Meinung nach seien die wertebehafteten Säulen Brauchtum, Tradition und Bürgertum, die eine Bürgerwehr, aber auch eine Gesellschaft stützen, im Bestand gefährdet. „Weil sie als selbstverständlich angesehen und nur nachlässig gepflegt wurden“, erklärte er. „Oder weil sich die falschen Leute berufen fühlen, sie zu pflegen.“ Vor allem junge Leute würden sich heute fragen, was sie von einer Mitgliedschaft in einer Bürgerwehr hätten.

„Man erlebt in der Gruppe Kameradschaft und Sicherheit, aber auch Unterstützung und Hilfe“, so Schneierhan. Man müsse sich auch denjenigen stellen, die mit dem Tragen von Waffen ein Problem hätten. „Posaune und Querflöte geht“, sagte er in Richtung des Musikzugs, der die Feierstunde mitgestaltet hatte. „Bei Gewehr und Säbel sehen das viele Eltern anders.“ Dabei sei der Gedanke zur Wehrhaftigkeit und Schutz der Stadt doch gerade, denen Waffen zu geben, die Charakter hätten und die sich ihrer Verantwortung bewusst seien. „So hätte ich das jetzt tatsächlich auch vor Bundeswehrsoldaten gesagt“, schloss er.

Text und Bild: Jennifer Kuhlmann, Schwäbische Zeitung Ausgabe Bad Saulgau